© Foto: TVB Mühlviertler Alm Freistadt/Grill: Pechölbrennen am Biohof Thauerböck in Kaltenberg
Das Pechöl tropft in das darunter stehende Glas.
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Die „Kräuterhexe“ Sabine Eilmsteiner über Raunächte

Eine besondere „Zwischenzeit“, die einlädt Innenschau zu halten. Es wäre viel zu schade, diese Wolfsnächte mit hektischen Erledigungen zu verbringen. Vielmehr darf dies eine Zeit des Träumens, der Visionen sein, eine Zeit der Geschichten, des Orakelns und des Räucherns.

© Foto: Imago Nuntius: Sabine Eilmsteiner beim Räuchern
Sabine Eilmsteiner, wie sie gerade in eine Räucherschale bläst.

Der Namensursprung der Raunächte lässt sich nicht eindeutig zurückverfolgen. Das Mittelhochdeutsche „ruch“ bedeutet „wild“, „haarig“, „rouch“ bedeutet „rauchen“, „räuchern“. Aber auch die Ableitung aus „rauen“ Nächten ist denkbar. Im katholischen Glauben werden sie auch gerne als die „Zwölften“ bezeichnet und zwischen dem 25. Dezember und 6. Jänner fixiert. In früheren Traditionen begannen bei uns die Raunächte schon mit der Wintersonnwende am 21. Dezember – der längsten Nacht des Jahres. Als Raunacht gilt die Nacht zuvor und der ganze folgende Tag, da in früheren Traditionen die kürzeren Tage zwischen den Tag- und Nachtgleichen von September bis März immer als „Nächte“ bezeichnet wurden.

Als besondere Raunächte gelten bei uns die Thomasnacht (vom 20. auf den 21. Dezember), die Christnacht (von 24. auf 25. Dezember), Silvester (vom 31. Dezember auf den 1. Jänner) und die Nacht auf Heilige drei Könige (am 5. Jänner).

Vor allem am 24. Dezember ist es mancherorts immer noch üblich abends das Haus auszuräuchern - um alles „Böse“ zu vertreiben, für den Schutz und die Gesundheit aller Bewohner zu bitten. In den letzten (vor allem bäuerlichen) Generationen hatte dies meist das Familienoberhaupt über, ging mit einer Glutpfanne oder Ähnlichem durch Haus und Stall. Zum Räuchern wurde hierzu meist Weihrauch verwendet, der Rosenkranz gebetet und Weihwasser versprengt.

Dieses alte Brauchtum hat seine Wurzeln aber lange vor der Christianisierung, wovon (regional sehr unterschiedlicher) Aberglaube erzählt. So sprach man von der wilden Jagd, die in den Raunächten über die Häuser zog, man blieb in der Nacht zu Hause, alle Spinnräder standen still, die Kinder hatten leise zu sein, Opfergaben wurden für die Frau Percht unter den Holunder gestellt und Wäsche waschen vermied man, um der wilden Jagd keine Hindernisse durch Wäscheleinen zu schaffen. Es war stets eine stille Zeit, bis langsam das Licht und damit die Hoffnung wiederkehrte.

Das Räuchern dürfte schon bei keltischen Völkern eine bedeutende Rolle gespielt haben – mit reinigend, schützenden und segnenden heimischen Kräutern wie Fichten- und Kiefernharz, Beifuß, Johanniskraut, Engelwurz, Wacholder oder Alant.
Altes Brauchtum wiederaufleben lassen oder intuitiv neue Wege gehen. Die Raunächte sind eine magische Zeit die ganz bewusst dazu einladen.

Ich selbst räuchere gerne auf einer kleinen Räucherschaufel mit der Glut aus dem Ofen, warte bis sie weiß überhaucht die richtige Temperatur hat. Meine bevorzugten Reinigungskräuter sind Wacholder, Salbei und Weihrauch. Im Haus, von Raum zu Raum gehend, darf sich der Rauch mit allem Dichten, allem Schwerem, nicht mehr Dienlichem verbinden, bevor er abschließend bewusst durch die Fenster nach draußen gelassen wird. Im Anschluss räuchere ich mit individuell zusammengestellten Segenskräutern und gestalte mit positiven Wünschen eine freudvolle Gegenwart.

© Foto: machandelbaum: Sabine Eilmsteiner beim Räuchern
Sabine Eilmsteiner beim Räuchern

Mehr zu Sabine Eilmsteiner und ihre Angebote finden Sie unter www.machandelbaum.com