Von Elz
nach Tokio
"Jetzt gehen wir es an", so hat sich Florian für sein Rennen bei den Paralympischen Spielen in Tokio motiviert. Schlussendlich hat er eine hervorragende Leistung gezeigt und die Silbermedaille mit nach Hause genommen. Wie er zum Paratriathlon gekommen ist und wo er gerne trainiert, hat er uns im folgenden Interview erzählt.
Naja, es war schon sehr viel los in den letzten Wochen, aber ich konnte den Rummel durchaus auch genießen.
Diese Frage wurde mir schon öfter gestellt. Früher hätte ich schwimmen gesagt, weil damit alles begonnen hat und ich darin auch gleich ziemlich gut war. Mittlerweile ist es die Sportart, wo ich gerade am besten bin, aber ich mache eigentlich jede Disziplin gerne.
Das Schwimmen absolviere ich größtenteils mit dem Kader des Oberösterreichischen Triathlonverbandes auf der Gugl im Olympia-Becken. Mit dem Handbike bin ich ausschließlich im Mühlviertel unterwegs, jede Radtour beginnt und endet bei meiner Haustür hier in Elz (Lasberg). Mit dem Rennrolli trainiere ich auf der Donaulände in Linz.
Das Mühlviertel ist ein sehr guter Trainingsort. Am Anfang war es schon sehr fordernd. Jetzt ist die hügelige Landschaft ein sehr guter Input fürs Training. Meine klassische Trainingsrunde ist über Fürling, Gutau, Erdleiten, Tragwein, St. Thomas am Blasenstein und dann noch bis Grein. Dafür brauche ich etwa zwei Stunden, heim dann ein bisserl länger.
Wenn ich da fahre, sind da manchmal Abschnitte von 20 Kilometern dabei, in denen mir nur fünf Autos begegnen. Das ist schon wirklich toll.
Ich habe das Paragleiten damals relativ sportlich betrieben. Laufen war ich auch gerne, aber nur rein hobbymäßig. 2011 war dann mein Unfall, bei der Reha danach wurden mir sehr viele Sportarten gezeigt. Zum Beispiel Aquajoggen und Brustschwimmen. 2012 hat mich ein Freund zum Schwimmtraining mitgenommen, da habe ich dann das Kraulschwimmen gelernt, leider konnte ich das vorher nicht. Das würde mich jetzt wirklich stark interessieren, wie schnell ich vor meinem Unfall gewesen wäre.
2013 habe ich dann mit dem Handbiken begonnen, es muss ja im wahrsten Sinne des Wortes „weiterGEHEN“ und 2014 war ich zum ersten Mal beim Oberbank Linzmarathon am Start. Es war einfach der Wunsch da, mich mit anderen Rollifahrern zu messen.
2014 kam ich in den ambitionierten Hobbybereich, dann folgten 2017 die ersten Weltcuprennen. Die logische Konsequenz daraus waren dann die Paralympics. Mein wichtigstes Rennen für die Qualifikation zu den Paralympics war 2019 die EM in Valencia, da bin ich Dritter geworden und habe Bronze gewonnen. Das war wirklich ein großer Erfolg für mich.
Ich bin um 2:50 Ortszeit aufgestanden und bin sogar fünf Minuten vor meinem Wecker munter geworden. Von den zwölf Tagen, die ich in Tokio war, hatte ich in dieser Nacht den besten Schlaf. Nach dem Aufwachen hab ich mich aufgesetzt und zu mir gesagt: „Jetzt gehen wir es an“.
Mein Gefühl war eigentlich recht gut, weil sich meine Leistung und Allgemeinverfassung täglich gebessert hatte. Ich war sehr fokussiert, denn die eine Stunde des Rennens steht man unter extremer Belastung. Mein Ziel war es an diesem Tag meine allerbeste Leistung abzurufen. Und ich wusste wenn mir das gelingt, ist eine gute Platzierung möglich. Natürlich hab ich auch mit dem Podest geliebäugelt. Silber hätte ich mir im Vorfeld aber nicht zu sagen getraut.
Ich hab eigentlich schon gewusst, dass ich den zweiten Platz erreicht habe. Ich habe aber zur Sicherheit noch einmal bei meinem Papa nachgefragt, er war ja als mein Handler (Anm.: erlaubte unterstützende Kraft) dabei. Als er es mir dann bestätigt hat, hab ich mich einfach nur gefreut. Die Stimmung während dem Rennen war schon recht gut, es waren doch einige Einheimische in der Bucht unterwegs und haben uns angefeuert. Das war sehr schön.
Nach dem Rennen waren einige Interviews angesagt und natürlich auch die Dopingkontrolle. Das war schon etwas anstrengend, da man ja noch ziemlich außer Atem ist und sich dann gleich den Journalistenfragen stellen muss. Erst eine Dreiviertelstunde nach dem Rennen bin ich erstmals zur Ruhe gekommen.
Dann war die Siegerehrung mit der Medaillenübergabe an der Reihe. Das war richtig schön und emotional. Als die Matrosen die Fahnen gehisst haben, war ich richtig stolz, dass die Österreichische für mich, Florian Brungraber aus Elz, weht. Ich habe mir das so vor Augen geführt, wo ich jetzt bin – von Elz nach Tokio, eigentlich schon ein Wahnsinn. Nach der Siegerehrung gab es dann einen großen Empfang im Olympischen Dorf. Es war also einiges los. Übrigens auch in Elz, dort haben mich meine Freundin, meine Familie und Freunde beim Public Viewing in der Elzer Stub‘n angefeuert und gefeiert. Sie alle haben mir dann auch einen wirklich schönen Empfang bereitet, als ich von Tokio wieder heim gekommen bin.
Es bleibt eigentlich sehr wenig Zeit für sonstige Freizeitaktivitäten übrig. Ich trainiere in der Woche ca. 15 Stunden und gehe eben auch arbeiten. Es gibt viele schöne Plätze, aber die meisten sind für mich jetzt leider schwer erreichbar. Ich bin aber sehr gerne in unserem Garten (von hier aus sieht man bis St. Thomas am Blasenstein, Anm. d. Red.), durchaus auch einmal faulenzend im Liegestuhl. Dann gehen wir ab und zu zum „Wirt auf da Fürling“ auf ein Puten Cordon Bleu und in der „Elzer Stub’n“ sind wir auch das ein oder andere Mal.
Die Silberne bei der Europameisterschaft hat mich sehr gefreut, das hat bestätigt, dass ich an der Weltspitze angekommen bin. Am 5. und 6. November werde ich noch zur WM nach Abu Dhabi fahren, angemeldet bin ich aber noch nicht. (schmunzelt)
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